Wanderfahrt Berlin / Brandenburg

Die Gewässer in und um Berlin: so lautete das Motto für die Sommerwanderfahrt 2020

Die Streckenplanung war längst in trockenen Tüchern, die Vorfreude groß, da stellte ein Ereignis alles auf den Kopf: Corona! Nach wochenlanger Zwangspause durfte ab Mai in Hessen und auch in Brandenburg zunächst im Einer und dann auch wieder in Mannschaftsbooten gerudert werden, die Berliner machten es jedoch spannend und ließen uns bis wenige Wochen vor Abreise zappeln. Aber dann wurden auch dort die Rudereinschränkungen aufgehoben und wir konnten uns auf den Weg machen.

Frohen Mutes startete am Samstag den 8. August bei strahlendem Sonnenschein der  Mannschaftsbus mit der Hälfte der Teilnehmer und drei Booten auf dem Hänger gen Berlin. Die andere Hälfte machte sich per PKW bzw. Bahn auf den Weg.

Die glühende Begeisterung und die dazu passenden Außentemperaturen brachten leider den Vereinsbus komplett an seine Grenzen. Er ließ uns bei Gotha im Stich, sodass die Busfahrer eine Nacht in Gotha bleiben mussten. Dank einer glücklichen Fügung (Corona sei einmal Dank) war es am nächsten Tag möglich die Gestrandeten samt Booten mit einem in Frankfurt gemieteten Bus abzuholen. Ende gut, alles gut – mit einem Tag Verspätung kamen auch die Busfahrer  wohlbehalten in Berlin an. Die anderen hatten in der Zwischenzeit einen unverhofften zusätzlichen Ruhetag in Berlin, der für kulturelle Erbauung und Besuche bei Freunden und Verwandten genutzt wurde. Zum Opfer fiel der Verzögerung aber leider die vorletzte Ruderetappe nach Potsdam.

Start unserer Tour war Teupitz am Teupitzer See in Brandenburg. Die Namen all der vielen Seen, die wir an diesem Tag im Dahme-Seenland durchfuhren, kann sich kaum ein Mensch merken, aber es war wunderschön. Wir genossen die Ruhe und sattes Grün an den Ufern – unberührte Natur im Wechsel mit glatt gebürsteten Vorgärten der Datschen. Eine kombinierte Mittags- und Badepause durfte nicht fehlen. Etappenziel war der WSV Königs Wusterhausen (kurz vor der Schleuse Neue Mühle).

Am nächsten Tag war das Wetter erneut göttlich. Direkt nach dem Ablegen wurde das erste Mal geschleust. Nach der Mittagspause am Seddinsee kam eines der Highlights der Tour, der Gosener Graben. Unberührte Natur, Vogelgezwitscher, man fühlte sich wie am Amazonas.  Allerdings wurden die Steuerleute wirklich herausgefordert: viele Kurven, tief herabhängende Äste, Treibholz, Schlingpflanzen, Bremsen, aber alle meisterten es mit Bravour. Und nicht nur für die Steuerleute gab es Gelegenheit, neue Fähigkeiten zu entwickeln. So wurden auch immer wieder die Platzwechsel im Boot auf freiem Wasser trainiert, was mitunter sehr zur Belustigung der anderen Mitfahrenden beitrug. Aber es ging keine/r über Bord! Vom Etappenziel in Woltersdorf fuhren wir, dank Johannes’ guter Ortskenntnis, auf dem ersten Abschnitt in der historischen Straßenbahn nach Hause!

Am Mittwoch näherten wir uns mit Riesenschritten Berlin. Zunächst ging es durch den Löcknitzer Kanal, vorbei an Neu-Venedig, Mittagspause beim Ruder-Club Rahnsdorf, dann über den Großen Müggelsee auf der Spree bis zur Treptower Rudergemeinschaft. Es war sehr faszinierend zu sehen, was Berlin an unterschiedlichen Ansichten vom Wasser aus bietet. Von Natur bis Industriearchitektur gab es alle Abstufungen.

Der wohlverdiente Ruhetag am Donnerstag wurde wieder für verschiedenste Aktivitäten wie Kultur, Sport oder Besuche bei Freunden oder Verwandten genutzt.

Auf der 4. Etappe war Stadt pur angesagt, einmal quer durch Downtown Berlin auf dem Landwehrkanal, dem Charlottenburger Verbindungskanal und dem Hohenzollernkanal mit insgesamt drei Schleusen- (Oberschleuse, Unterschleuse, Schleuse Plötzensee) bis zum Tegeler See. Die obligatorische Badepause legten wir heute im (stillgelegten) Strandbad Tegel ein. Für den Abend hatte uns der Ruderverein Tegel ein Buffet vorbereitet und wir ließen den Tag mit einem herrlichen Blick über den See von der Clubterrasse ausklingen.

Auf der letzten Etappe ging es zuerst von Tegel über den Tegeler See nach Spandau. Eine ganz neue Erfahrung war das „Schleusen“ mit dem Schleppkahn, wie „Galeerensträflinge“ schleppten wir unsere Boote an der Schleuse vorbei. Wann immer möglich lotste uns Johannes auf der Jagd nach Besonderem durch kleine Kanäle und Kanälchen, die teilweise bei Gegenverkehr nur vom Steuermann nach Kommando “Ruder lang” mit dem Paddel navigiert werden konnten. Mit reichlich Segelbetrieb, Freizeitbooten und Wellengang begrüßte uns die Havel. Nach einer letzten Badepause erreichten wir den Wannsee, das Ende unserer wunderbaren und so abwechslungsreichen Wanderfahrt.

Strecke: Teupitz – Königs Wusterhausen (34 km) – Woltersdorf (26 km) – Treptow (35 km) – Tegel (34 km) – Wannsee (28 km)

Text: Kirsten und Heike